Grundstück hat neuen Eigentümer
Neues Leben für Ex-Rundschau-Areal
Der Dornröschen-Schlaf soll bald ein Ende haben: Der neue Eigentümer, das bayerische Unternehmen Isarkies, bringt Gewerbe auf das ehemalige Rundschau-Gebäude im Gewerbegebiet Süd. © Postl
Neu-Isenburg – Es gibt Neuigkeiten von einem Filetstück für den Wirtschaftsstandort Neu-Isenburg: Das ehemalige Druckereigelände der Frankfurter Rundschau an der Rathenaustraße ist verkauft.
Der neue Eigentümer, das bayerische Unternehmen Isarkies, plant dort die Entwicklung eines Gewerbeparks samt Hotel und Gastronomie. Eine gemischt genutzte gewerbliche Entwicklung des insgesamt 53.000 Quadratmeter großen Areals, auch ein Hotel und ein kleine Tagesgastronomie – so soll die Zukunft des ehemaligen Rundschau-Geländes im Gewerbegebiet Süd aussehen. Ein spannender Neuanfang also für das Areal, für das im Frühjahr 2013 eine ungewisse Zukunft begann, als die Nutzung des ehemaligen Rundschau-Gebäudes endete. Auch die im Herbst 2015 begonnene Zwischennutzung der Hallen als Erstaufnahmeeinrichtung des Landes für zeitweise bis zu 700 Flüchtlinge wurde bekanntlich wieder eingestellt. Seither lag das Gelände mit dem erheblichen Entwicklungspotenzial brach.
Das soll sich nun ändern. Der neue Eigentümer, die Firma Isarkies Wohn- und Gewerbegrund GmbH aus dem bayerischen Essenbach, hat das Rundschau-Gelände vor einiger Zeit gekauft, wie erst jetzt bekannt wurde. Die Verhandlungen mit dem Voreigentümer hätten sich länger hingezogen, „sie liefen über ein Dreivierteljahr“, sagt Herbert Blaschke von der Isarkies Wohn- und Gewerbegrund GmbH auf Anfrage unserer Zeitung.
Ende August, so berichtet Bürgermeister Herbert Hunkel, habe das Unternehmen der Stadt mitgeteilt, der neue Eigentümer zu sein. Das sei aus Sicht der Stadt „eine sehr gute Nachricht, auch dass der Käufer sich den Zielen, die wir als Stadt für das Gelände verfolgen, anschließt“, freut sich Hunkel. Wie diese Ziele aussehen, darüber habe im ersten Gespräch mit Isarkies schnell Einigkeit bestanden.
Der letzte Voreigentümer war bekanntlich prominent: Laut Hunkel handelte es sich um den Hotelier Ulrich Ferber. Der Ehemann von Schlagerkönigin Andrea Berg betreibt in Aspach das Erlebnishotel Sonnenhof.
Er hat nun also an Isarkies Wohn- und Gewerbegrund verkauft. Der neue Eigentümer plant eine großflächige Hotel- und Gewerbeentwicklung. Angedacht sei, das Bürogebäude an der Ecke Rathenau- und Hermannstraße abzureißen. „Einen Abbruchantrag für das Eckgebäude haben wir bereits gestellt“, berichtet Blaschke. Dort soll stattdessen ein Hotel entstehen, das etwa 120 bis 140 Zimmer bieten könnte, wie Gespräche mit verschiedenen Interessenten aus der Hotelbranche gezeigt hätten.
Und auch das Thema Parken, das nicht nur in diesem Bereich des Gewerbegebiets ja durchaus immer mal wieder ein schwieriges ist, hat der neue Eigentümer auf dem Schirm. Von der Stadt sei dies angesprochen worden, „und das greifen wir gerne auf“. Man prüfe gerade, wo Parkplätze geschaffen werden können.
Die ehemaligen Druckereihallen sollen für eine flexible Nutzung optimiert werden. Sowohl kleine Flächen für Existenzgründer als auch größere Einheiten sollen so entstehen. Und auch das Verwaltungsgebäude soll laut Blaschke nach derzeitiger Planung stehen bleiben, es eigne sich gut für eine Revitalisierung – und könnte dann ebenfalls zum Beispiel für Existenzgründer zur Verfügung stehen. „Solche Flächen kann man dann auch günstiger anbieten, genau das, was Startups brauchen.“ Auch ein Restaurant gehört aus Sicht des Investors dazu, es könnte im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes seinen Platz finden – zum Beispiel als kleine Tagesgastronomie, die für Leute, die im Gewerbegebiet arbeiten, ebenso offen ist wie für Gäste von außerhalb.
Derzeit befindet sich das Projekt in der Planungsphase. Isarkies wird wohl mit den Arbeiten an den Gewerbeabschnitten erst beginnen, wenn man die Interessenslagen von potenziellen Mietern ausgelotet hat.
Den Kauf des Rundschau-Areals hat Isarkies über die eigens gegründete Gesellschaft namens HIK Gewerbepark GmbH abgewickelt, in Partnerschaft mit der Hamdi-Group. Für Isarkies ist es übrigens nicht das erste Projekt solcher Art. Auch im Frankfurter Raum sei man schon länger tätig, sagt Blaschke.
Die Stadtverordneten hatten sich in ihrer Mai-Sitzung zuletzt mit dem Rundschau-Areal befasst. Damals hatten sie einen Aufstellungsbeschluss gefasst und eine Veränderungssperre erlassen für den Bereich, zu dem das Gelände gehört. Mit diesem Beschluss hatte das Parlament Pläne des Voreigentümers durchkreuzt, dort den Versandhändler Amazon anzusiedeln.
Denn Logistik wollte die Stadt da nicht haben. Die gehöre in den Bereich An der Gehespitz mit seiner unmittelbaren Autobahnnähe, um den Schwerlastverkehr aus der Stadt heraushalten zu können, hatte die Stadt damals erklärt. Ein entsprechender Beschluss sei bereits 2004 gefasst worden.
Die Ziele des vorher gültigen Aufstellungsbeschlusses aus dem Jahr 2013 waren an der allgemeinen Gebietsentwicklung im Gewerbegebiet Süd orientiert gewesen. Doch dieses Frühjahr war das Amazon-Interesse am Grundstück des ehemaligen Druck- und Verlagshauses hinzugekommen – das die Stadt mit der Veränderungssperre ausgebremst hatte.
Die Pläne des neuen Eigentümers decken sich hingegen hörbar mit dem, was die Stadt sich wünscht. Erst diesen Sommer hatte der Bürgermeister gesagt, er könne sich beispielsweise gut einen Gewerbepark für mittlere Handwerksbetriebe vorstellen. Auch dachten die städtischen Planer an eine Ansiedlung von Unternehmen aus dem IT-, Forschungs- und Entwicklungsbereich, mit denen das Gebiet aufgewertet werden könnte. Und auch ein Hotel sei dort möglich, hieß es damals. (hov)